Donnerstag, 21. Februar 2013

Where do I begin to tell the story of how great a love can be?

Nachdem Ini ihre Liebesgeschichte online gestellt und dazu aufgerufen hat, das Internet mit weiteren romantischen Geschichten zu bereichern, schließe ich mich ihr hiermit sehr gerne an ;)

Geschichten, die mit einer Dummheit beginnen, werden meistens zu Abenteuern. Es werden Feinde überlistet, Rätsel gelöst, Kämpfe ausgefochten oder Geheimnisse gelüftet.
Meine Geschichte beginnt mit etwas, das eine gefährliche Dummheit hätte sein können, hätte ich nicht so unfassbar großes Glück gehabt.
Wer zum Studium in eine neue Stadt zieht, der kennt möglicherweise die Tücken der Wohnungssuche dort.
Mieten überteuert, Makler unfreundlich, Stress und Panik vorprogrammiert. Je weiter die Zeit voranschreitet, je länger der Erfolg auf sich warten lässt, desto verzweifelter wird man. So ging es mir 2009, als ich zum Wintersemester Einzug in Marburg halten wollte.

Meine Lage erschien so aussichtslos, dass ich auf (älteren Semestern dürfte diese Seite noch bekannt sein) Studivz einen Aufruf in sämtlichen Foren mit Bezug auf Marburg, meinen Studiengang und Wohnungssuche im allgemeinen startete, ob nicht jemand eine Wohnmöglichkeit für mich wüsste, oder alternativ auf den Lahnwiesen ein Zeltlager aufschlagen möchte. Im Winter, wohlgemerkt. Ich war mit meinem Latein wirklich am Ende.
Dass es damit nicht nur mir so ging, bekam ich in der Mail eines ausgesprochen sympathischen Menschen mitgeteilt. Am 06.09.2009 genau genommen. Auch er war auf Wohnungssuche und auch er hatte ein gewisses Level an Verzweiflung bereits überschritten. Nur dass ich etwas mehr Erfolg hatte als er und sogar 2 Wochen vor Vorlesungsbeginn, Wunder oh Wunder, eine Wohnung mit uralten Fenstern und einem unfassbar quietschenden Bett mein Eigen nennen durfte.
Zwei Wochen, ein paar Mails und einige SMS später zog er bei mir ein. Das hört sich jetzt so unspektakulär an, aber die Rahmenbedingungen waren es durchaus nicht. Mein damaliger Freund riet mir dringend davon ab und war der Ansicht, ich beginge einen großen Fehler. Das hätte mir vermutlich jeder von euch gesagt, wenn er gewusst hätte, dass ich damals ein 13 qm großes Zimmer in einer Art WG-Haus (7 Zimmer, 7 Bewohner, 1 Küche, 1 Bad) bewohnte. Oh, und Alex noch nie im Leben zuvor gesehen hatte. Tja, ich war mir meiner Menschenkenntnis sicher und der gute Mr. A zog auf meine ausziehbare Couch. Diese kleine von Ikea, die günstigste die sie haben. Es gibt dieses Ding immernoch.
So wohnten wir 2 Wochen lang in meinem Zimmerchen, teilten uns Ravioli und quatschten uns stundenlang die Ohren voll. Zu Beginn war er auch nicht ohne die Angst zu mir gekommen, ich würde ihn des nachts überfallen, in die Badewanne zerren und seiner Organe berauben. Das legte sich (wie ich doch hoffe) recht bald.
Aber einen Moment, das ging etwas schnell. Wenn man das Internet als Ort des Kennenlernens nicht zählen lässt, ist eigentlich der Moment, an dem wir uns das erste Mal real begegnet sind, ausschlaggebend.

Ebenfalls skurril, denn ich hatte an diesem Tag vormittags noch ein Shooting. Das unsinnigste und teuerste übrigens, das mir jemals passiert ist. Dort kam ich ausgesprochen spät weg und somit war ich mit einer Stunde Verspätung erst am Bahnhof, an dem wir uns verabredet hatten, um gemeinsam nach Marburg in mein Zimmerchen zu fahren. Meine Freunde wissen, dass diese Eigenschaft, verspätet zu sein, ausgesprochen typisch für mich ist. Mr. A gegenüber war es mir allerdings ausgesprochen unangenehm. Zudem hatte ich noch Makeup-Spuren des Shootings im Gesicht und meine Haare waren von dem ganzen Spray so richtig wuuuuhiii. Ich sah vermutlich aus wie einem Irrenhaus entsprungen. Ihm gegenüber hatte ich jedoch sofort das Gefühl, als würde ich ihn schon ewig kennen. Wäre die Zombieapokalypse ausgebrochen, wäre ich ohne zu zögern und auf der Stelle in sein Team eingetreten. Ich hatte, und habe immernoch, in seiner Nähe das Gefühl, absolut nichts könne mir passieren, solange ich bei ihm bleibe.
Durch meine Verspätung hatten wir natürlich auch den Zug verpasst und so gingen wir erstmal gemütlich bei Subway essen. Anschließend folgte die dreistündige Fahrt nach Marburg und eine Odyssee zu meiner Wohnung, da aufgrund des heftigen Schneefalls die Busse die Lahnberge nicht hinauf kamen, geschweige denn überhaupt in deren Nähe.

Ein Glück, dass wir das nicht als Omen interpretiert haben, denn in der darauffolgenden Woche durften wir erneut zur Wohnung laufen, nur diesmal bergab im Dunkeln über eine Art Bundesstraße, da der Bus uns fälschlicherweise eine Haltestelle als Endhaltestelle ausgegeben hatte.

Die darauffolgenden zwei Wochen waren wundervoll, auch wenn er mit seinem Chemiestudium den Stundenplan des Todes abbekommen hatte und natürlich auch weiterhin auf Wohnungssuche war. Letzteres erledigte sich durch das Angebot eines Kommilitonen, er könne in ein Zimmer in seiner Wohnung ziehen, welche er mit seiner Freundin und einem weiteren Mitbewohner bewohne. Letzterer sei ausgezogen, sie hätten sich gegen ein Schuhzimmer für besagte Freundin entschieden und das Zimmer sei nun eben frei. Wunderschön übrigens, Oberstadt, Altbau, Stuck.



Nachdem wir in meinem Zimmerchen bereits damit begonnen hatten, führten wir unsere Tradition des mittwöchlichen Serienabends (Harpers Island, unglaublich schlecht eigentlich) weiter und es war einfach zauberhaft.
Wie bereits erwähnt, hatte ich zu jenem Zeitpunkt noch einen Freund. In diese Beziehung hatte ich in den vorhergehenden Wochen, bzw. Jahren, so viel Energie gesteckt, dass ich mich einfach ausgelaugt und ausgenutzt fühlte. Vor allem, weil sich einfach nichts bei ihm tat und er einfach nicht voran kam. Zusammen mit meinem Studium schaffte ich es einfach nicht, seine Lebensunfähigkeit auch noch in den Griff zu bekommen. Schlussendlich setzte ich dieser Farce ein Ende. Zum einen, damit ich endlich auch wieder Zeit für mich und meine eigenen Probleme hatte, zum anderen weil die Gefühle für Alex durchaus angewachsen waren.
Dieser war zu Beginn unserer Marburg-Geschichte auch in einer langjährigen Beziehung gewesen, aber kurz darauf auf eine Art abserviert worden, die ich meinem schlimmsten Feind kaum wünsche. Sein Vertrauen in Frauen oder gar dem Prinzip Beziehung an sich war grundlegend erschüttert worden. Dieser Zustand sollte mich in den darauffolgenden Monaten mehr als eine schlaflose Nacht kosten.

Wir kamen uns näher. Es stand außer Frage, dass wir uns mochten. Wir verbrachten gerne Zeit miteinander und sagten uns das auch. Wir vermissten uns. Es ging eine Weile so. Für mich schlussendlich zu lange. Ich wollte klare Fronten, wusste nicht woran ich war. Ich wollte, dass er sich bewusst für mich entschied. Irgendwie dachte ich, durch diese ganze schöne Zeit, die wir miteinander verbrachten, hätte ich zur Genüge bewiesen, dass ich keine Schlampe war und er mir sehr am Herzen lag. Ich verstand einfach nicht, was sein Problem war und konnte es nicht genießen, ihn für mich zu haben. Ich wollte dem Ganzen einen Stempel aufdrücken und begriff einfach nicht, dass er den Glauben in die „Institution Beziehung“ verloren hatte. Mich wollte, aber nicht als Teil von etwas, das ohnehin ein böses Ende nehmen würde.
Es ist eigentlich nicht übertrieben, die folgende Zeit als eine der schlimmsten meines Lebens zu bezeichnen. Einiges habe ich hier im Blog ausgebreitet. Ich habe geweint, mich und ihn verflucht, mich gehasst, ihn gehasst. De facto: Ich habe gelitten wie noch nie. Dass ihn meine weinerlichen, kindischen und übertriebenen Briefe und Mails nicht dazu verleitet haben zu sagen „Oh mein Gott, mit so einem dramatischen, anstrengenden Menschen möchte ich nichts zu tun haben“ ist vermutlich das größte Glück, das ich haben konnte. Freunde sagten mir, ich habe sehr abgebaut und würde unglücklich wirken. Zuhause brach ich aus den dümmsten Gründen in Tränen aus und meine Eltern wussten einfach nicht, was sie tun sollten. Diese Situation tat mir nicht gut, ganz und gar nicht.
Im Gegenzug dazu hatte Ini mich in Marburg besucht und dabei auch gleich den Mann kennengelernt, der zwei Wochen unter meinem Schreibtisch hausen durfte. Ihre Meinung nach dem Treffen: Sie habe mich noch nie glücklicher gesehen. Ich war der festen Überzeugung: Ich kann im Leben glücklich werden, aber niemals glücklicher als mit diesem Mann an meiner Seite.

Es war ein wildes hin und her, das vermutlich nicht nur an meinen Nerven zerrte. Ich möchte mich jetzt nicht als Opfer präsentieren, nicht dass das falsch verstanden wird ;)
Ich habe mich sehr dumm verhalten, und noch dümmer, als ich in eine Trotzphase verfiel und Trost und Ablenkung bei anderen Männern suchte. Es ist nicht so, dass ich mir nach Belieben einen nach dem anderen ins Bett gezogen habe. Ich dachte mir: Wenn er sich nicht entscheiden muss, muss ich das auch nicht. Ich fühlte mich sehr unfair behandelt, denn ich versuchte ihm alles zu geben, was ich aufbringen konnte. Typisch Jungfrau eben ;)
Schlussendlich hat es jedoch klick gemacht. Mit ist aufgefallen, dass ich von niemandem verlangen kann, dass er mir vertraut, wenn ich auch nicht bereit bin, ihm zu vertrauen.
Ich hatte die ganze Zeit Panik, dass er mich sitzen lässt, wenn die Umstände sich irgendwie ändern. Und dass ihm das auch leichter fällt, weil ja keine direkte Bindung oder Verpflichtung besteht. Scheißegal, wie sehr ich mich angestrengt habe, ihm das Gegenteil meinerseits zu beweisen, ich habe mich immer unzulänglich gefühlt und einfach nicht als jemand, den er sich an seiner Seite vorstellen könnte. So sehr ich das auch gerne in mir gesehen hätte.

Diese einfache Gleichung mit dem Vertrauen hat mich beruhigt und ich habe angefangen daran zu glauben, dass er sich mir gegenüber nicht so verhalten würde, wie er es getan hat, wenn da nicht irgendwas wäre, das er an mir schätzt. Ich habe seine Einstellung akzeptiert und mich dazu entschlossen, einfach abzuwarten und darauf zu vertrauen, dass er mich nicht einfach fallen lässt.
Natürlich war das recht leichtfertig gedacht, denn meine „wilde Trotzphase“ hat ihn sehr enttäuscht und ich habe selten mehr geweint und mich selten so schäbig gefühlt als in der Nacht, in der ich ihm davon erzählte. Ich war der festen Überzeugung, ihn endgültig verloren zu haben.
Doch er gab mir eine weitere Chance und wir führten weiterhin etwas, das einfach nur nicht Beziehung hieß, sich aber wundervoll anfühlte. Kein Stempel, keine gesellschaftlichen Konventionen, einfach nur „ich mag dich, und das sehr“.
Inzwischen hat sich das etwas geändert, das mit dem „Status“. Es ist viel passiert. Das Chemiestudium ist nicht mehr aktuell, wir haben beide gesundheitliche Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert und seinen Umzug nach Wiesbaden.
Wir sind Partner, in Liebe und Zombieapokalypse, und laut Facebook in einer Beziehung.Wir haben keinen Jahrestag, stehen nicht auf kitschige Teelichtherzen und lecken uns als Zeichen unserer Zuneigung über die Nase.

Wir wissen, dass wir unsere Zukunft gemeinsam planen wollen. Natürlich gibt es das ein oder andere Problem, das immer mal wieder auftaucht, aber wir gehen offen und gemeinsam dagegen vor. Ich weiß, dass ich bei ihm in Sicherheit bin. Dass er mich gegen alles verteidigt, das sich gegen mich stellt. Und ich bin ihm so unendlich dankbar dafür. Für all die Kleinigkeiten und Großartigkeiten, die ich von ihm erhalte. Mit ihm ist jeder Tag ein Abenteuer, selbst wenn wir ihn kuschelnd und mit einer Unmenge an Serien und Essen im Bett verbringen
Ich liebe ihn. Mit jeder Faser meines Herzens. Und wenn ich weine, dann vor Glück.


Es lohnt sich nicht, jemandem hinterherzulaufen, der nur auf sich selbst fixiert, rücksichtslos oder schlichtweg langweilig ist. Aber wenn ihr einen Menschen findet, der euch Glück schenkt, euch zuhört, auf euch achtet, euch verteidigt und euch ehrlich gegenüber ist, selbst wenn es um unangenehme Themen geht, dann haltet ihn fest. Kämpft um diesen Menschen.
Es kann sein, dass es in die Hose geht. Ihr könnt enttäuscht werden. Aber ihr könnt auch ein Glück finden, von dem ihr nicht zu träumen wagtet. Und selbst wenn dieses Glück nicht für immer hält: Es wäre traurig, wenn man es nie erlebt hätte.



1 Kommentar:

  1. Jetzt hab ich wieder Pipi in den Augen *schluchtz*

    Was hat es mich verletzt, Dich monatelang so fertig zu sehn und wie glücklich macht mich, was ihr jetzt habt!

    Ich wünsche Euch das Allerbeste :)

    AntwortenLöschen

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