Donnerstag, 7. Oktober 2010

Atemzug

„Glaubst du es mir wirklich nicht?“ fragte sie, und wagte es dabei kaum, ihm in die Augen zu sehen. Jeder Blick würde wieder jene Tränen hervorrufen, die sie selbst wie ein kleines Mädchen wirken lassen und jede ihrer Aussagen in Frage stellen würden.
Verzweifelt wandte sie sich ab und kuschelte sich an seine Brust, die warm und friedlich war. Sie fragte nicht wirklich.
„Ich will wichtig sein. Ich will für dich wichtig sein.“, sprudelte ihr Herz seinem Herzen entgegen.
Doch ihre stummen Bitten versickerten irgendwo zwischen ihrem und seinem T-Shirt.
Prallten ab an Furcht und Wut. An ihrer Furcht vor einer Absage und ihrer Wut über ihre eigene Feigheit und seine Ablehnung. Warum war dies alles nur so kompliziert?
Kompliziert, wie sie dieses Wort inzwischen hasste. „Wie, du suchst keinen Partner, bist aber nicht vergeben?“, „Erklär doch mal deinen Beziehungsstatus.“ Es war kompliziert.
Es war immer kompliziert. So langsam verlangsamte sich ihr Herzschlag wieder. Sie spannte ihn erneut in die Bänder ein, die ihn die Stunden zuvor auch gehalten hatten, bis er kurz aus seinem Gespinst aus Traurigkeit und mühsam zerstückelter Hoffnung entkommen war. Was war sie nur für ein einfältiges, junges Ding.
Was sollte dieses ganze Drama? Warum sollte er auch? Nur wegen der Komplimente? Nur wegen der Gespräche? Nur wegen der beiläufigen Zärtlichkeiten? Sei nicht dumm.
Ihr Mundwinkel zitterte, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Langsam drehte sie sich zur Seite, spürte seine vertraute Wärme an ihrem Rücken. Gut dass es inzwischen dunkel war.
„Gute Nacht“, flüsterte sie.

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