Dienstag, 26. Juli 2011

Wann ist Frieden?

"Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren."
Benjamin Franklin

Norwegen war für mich immer "eins der Länder da oben". Es erschien mir wie eine Mischung aus Dänemark, Schweden und Island, obwohl ich keines dieser Länder kenne und auch noch nie in Norwegen war. Aber so stellte ich mir das vor. Mit netten, gemütlichen Menschen, die fleißig ihr Tagewerk verrichten und ansonsten nett, umgänglich und frei von jeglichem schlechtem Gemüt sind. Eine freundliche und friedliche Bevölkerung.
Nun, da Norwegen durch diese schreckliche Tat in aller Munde ist, muss ich mein Bild von Norwegen etwas verändern. Wie auch hier, sind nicht alle Menschen glücklich, zufrieden und friedfertig. Es gibt Dinge, die im Untergrund rumoren, die nicht ganz so glatt laufen, wie man es sich in der Politik vielleicht wünscht und es gibt Menschen, die in ihrer Ideologie versinkend ihre Menschlichkeit vergessen. Nirgendwo ist man vor den Menschen gefeit, die das Leben anderer als Opfer für ihre eigenen Interessen und ihren Wansinn in Kauf nehmen.
Aber hauptsächlich muss ich mein Bild von Norwegen mit einem großen Stück Respekt füllen. Respekt und Neid.
Respekt für den Mut und die Zuversicht, die man bei den Menschen in Norwegen in dieser Zeit des Trauers trotz des schrecklichen Verlustes nicht nur für die Angehörigen und Freunde erkennen kann. Dass sie nicht aufgeben, nicht nach Vergeltung schreien, wie es hier zu Lande sicherlicher der Fall gewesen wäre. Sie rücken näher zusammen und geben sich Halt. Dieses Volk "da oben" hat verstanden, was es heißt, zusammen in und für ein Land zu leben, als Menschen, nicht nur als Bevölkerung.
Wenn ich mich hier umsehe, wünsche ich mir einen solchen Zusammenhalt. Ja, ich bin neidisch auf dieses Gefüge von Frieden und Vertrauen, das bereits vor dem grausamen Anschlag vorhanden war und sich nun in dieser traurigen Zeit bewährt. Natürlich sollte es nicht erst zu einem derart schrecklichen Ereignis kommen, um dieses Gemeinschaftsgefühl auch hier zu festigen.
Und natürlich ist Norwegen kleiner und damit auch leichter zu vernetzen als die 81.772 Mio. Deutschen. Doch ist es nicht gerade dann eine Herausforderung, sich als eine Gemeinschaft des Friedens zu präsentieren? Ich hoffe, dass die Menschen das hier und auch überall sonst auf der Welt irgendwann verstehen und umsetzen. 

  "Unsere Antwort wird mehr Offenheit und mehr Demokratie sein" – das war die zentrale Botschaft Stoltenbergs an diesem Wochenende. Er verteidigte genau jene offene und freie Gesellschaft Norwegens, die der Attentäter mit seinen Waffen und Bomben bekämpfen wollte.[...]Aber Stoltenberg sprach nicht von Rache, nicht von Vergeltung, nicht von einer Jagd auf irgendwelche Hintermänner. Er demonstrierte keine militärische Entschlossenheit, wies niemandem die Schuld zu, er forderte auch keine Gesetzesänderungen, wie das jetzt reflexhaft in Deutschland bereits begonnen hat.
Edvard Grieg - Peer Gynt. Suite No. 1, Op. 46

2 Kommentare:

  1. Frieden ist leider kein Zustand, sondern nur ein anstrebbares Ziel.

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  2. Da muss ich dir zustimmen, mit einer (das Glas ist halb voll Mentalität) Korrektur:
    Frieden ist leider noch kein Zustand, sondern nur ein anstrebbares Ziel ;)

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