Tron: Legacy
Was ich erwartet hatte:
Einen actionreichen Film, der mir vielleicht nicht 100pro gefällt, aber mit Sicherheit ein paar imposante Bilder aufweist.
Was ich zu sehen bekam:
In einer zeitlich genau passenden Einleitungssequenz wird die Geschichte des ersten Tron-Films (den ich nicht gesehen habe) angerissen, die Bedeutung des Vaters, Kevin Flynn, für seinen Sohn Sam aufgezeigt, dessen Entwicklung bis zu seinem 27. Lebensjahr und seine Einstellung zum neuen Kurs der Firma seines Vaters. Dieser Teil des Films ist soweit abgewogen, dass der Charakter Sams und sein innerer Konflikt dem Zuschauer deutlich genug wird, um in die Hauptgeschichte einzusteigen. Diese wiederum ist rund, kurzweilig und in sich schlüssig. Überraschungen gibt es eigentlich keine, doch dafür kommt der Zuschauer mit spannenden Licht-Verfolgungsjagden und einem unglaublich packenden Soundtrack voll auf seine Kosten.
Ich kann nachvollziehen, dass in anderen Beurteilungen des Films die Beschreibung „ermüdend gleichförmig“ fällt, denn es geht zwar zügig von einer Station der Geschichte zur anderen, es ist aber alles relativ nachvollziehbar.
Beziehungsweise: Gleichförmig stellenweise schon, ermüdend dagegen fand ich es jedoch nicht, denn besonders durch den Sound von Daft Punk wird man direkt ins Geschehen eingesogen und erzittert zusammen mit den Bässen in Ehrfurcht angesichts des Schauspiels auf der Leinwand. Die Musik mit Stille im Kontrast dazu (beides eindrucksvoll eingesetzt), ebenso wie Licht und Dunkelheit in ihrer Gegenüberstellung sind meiner Meinung nach zentrale Stilelemente des Films (die Verwendung des 3D-, bzw. 2D; von der Idee des Wechsels zwischen beidem hätte ich mir mehr erwartet).
Sam taucht in die virtuelle Welt seines Vaters ein und steht dem Programm Clu gegenüber, der die Macht an sich gerissen hat. Sein Vater, der mit Hilfe des Programms eine perfekte Welt erschaffen wollte, hat sich zurück gezogen und wartet darauf, dass sich Clus „Untertanen“ selbst gegen ihn erheben, um dessen Tyrannei zu beenden. Er konnte jedoch nicht zu Sam in die reale Welt zurückkehren, weil Clu seinen „Diskus“, ein Instrument, auf dem das Wissen des jeweiligen Trägers gespeichert ist, nicht in die Hände bekommen darf. Mit diesem wäre er nämlich imstande, in die reale Welt einzufallen um auch dort seinen Auftrag der Erschaffung einer perfekten Welt umzusetzen. Die auch uns bewusste Unvollkommenheit unserer Welt ist ihm ein Dorn im Auge.
Dass Sam nun seinen Vater zurückholen möchte, dabei die letzte Überlebende eines wundersam entstandenen Supervolkes retten muss und zudem noch die Herrschaft Clus beenden will, versteht sich für den aufmerksamen Zuschauer von selbst.
Auf die moralischen Aspekte des Films will ich nur soweit eingehen: Gut fand ich die Erkenntnis von Kevin Flynn, dass Clu nicht das „böse Programm“ ist, das vernichtet werden muss, sondern dass es in seinen Handlungen nur dem entspricht, was er ihm als dessen Schöpfer an Fähigkeiten, aber auch besonders an Wissen mitgegeben hat. Fehlerhaftes Wissen, denn Flynn ist zu der Erkenntnis gekommen, dass es keine perfekte Welt geben kann, dass Perfektion unerreichbar ist. Insofern kann Clu auch kein Vorwurf gemacht werden, da dieser nur seinem bestehenden Status nach handelt, während Flynn selbst als Mensch lernfähig ist.
Mehrere faszinierend selbstironische Seitenhiebe lockern den Film immer wieder auf und sorgen für amüsiertes Erstaunen. Sie werten das Ganze zusammen mit dem, man kann es nicht oft genug sagen, herausragenden Soundtrack auf.
Nun, man muss den Film nicht mögen. Die Rezension, die unter dem nachfolgenden Link zu finden ist, splittet besonders gut auf, was man alles bemängeln kann. Bei sehr vielem kann ich zustimmend nicken und bei vielem kommt in mir der Gedanke auf: Stimmt, das war ja wirklich komisch/nicht nachvollziehbar/fragwürdig. Da hätten sie mehr draus machen können.
Im Kino ist mir das meiste nicht aufgefallen. Wenn ich den Film noch einmal sehe, werde ich vermutlich auch mehr auf die anderen Aspekte achten. Beim ersten Sehen allerdings war ich gefangen von den verschiedenen, doch recht beeindruckenden Bildern (und eben ganz besonders der Musik!). Und das ist mir gerade erst mal das wichtigste, also erstmal: Ich fand den Film richtig klasse ;)
(Okay, irgendwie hat ihn mir die Rezension doch ein wenig schlecht geredet. Hmm..)
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Weiterführende, interessante Rezension: http://www.fuenf-filmfreunde.de/2011/01/27/tron-legacy-review/
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So, nun ein: "Ich habe eine Nacht darüber geschlafen und das Ganze noch mal überdacht"- Edit ;)
Man hätte sehr viele Aspekte weitaus mehr ausführen können. Dieses Supervolk der Isos (klar, sie haben in gewisser Weise diese Diskussion um Existenz, etc ausgelöst.. aber warum sie nun genau wichtig sind, wird wirklich nicht gesagt..) Dass man gar nicht die Zeit hatte, herauszufinden, ob und wie faszinierend und neu sie eigentlich wirklich sind, und ob sie evtl helfen können, weil sie als etwas Unbekanntes sofort vernichtet werden mussten, ist natürlich ein Interpretationsansatz, der das ganze wieder bestärkt.
Aber genauso der Widerstand unter den Programmen, der zwar mal in der Disco da zum Ausdruck kommt, aber dann doch komplett wieder verschwindet wäre eine Option gewesen, ein wenig mehr Spannung in die Geschichte zu bekommen.
Aber das sind auch Sachen, über die man nachträglich als Zuschauer diskutieren kann, die also über den Film hinaus präsent bleiben und das ganze nochmal im Nachhinein interessant machen.
Die andere Rezension oben ist doch sehr hart mit dem Film ins Gericht gegangen. Wäre ich ein versierter Kenner des Genres und des vorhergehenden Films, hätte ich eventuell den ein oder anderen Anspruch auch gestellt. Aber so, als quasi unwissende Kinobesucherin, finde ich nicht, dass die Nebenfiguren zu wenig ausgeführt waren, oder dass Sam wie ein kleines Kind durch die virtuelle Welt gestolpert ist. Gerade die Charaktere waren doch ausreichend ausgefeilt. Die Nebencharaktere gerade so weit, dass sie nicht zu aufdringlich waren, ihre Position und Bedeutung für den Verlauf der Geschichte dem Zuschauer aber klar vor Augen geführt wurden.
Meine etwas ins negative abgedriftete Einstellung von gestern kann ich wieder weitesgehend zurück ins Positive rücken.
Bereits genannte Kritikpunkte bestehen, sind vl auch nicht die einzigen, aber alles in allem würde ich mir Tron:Legacy auch gerne wieder ansehen. Und grundsätzlich kann ich ihn auch unter genannten Vorbehalten weiterempfehlen. Am Besten aber: Komplett ohne Erwartungen reingehen, sich neu auf den Film einlassen und einfach nur Wohlfühlen in einer außergewöhnlichen, unter die Haut gehenden Atmosphäre.
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